Baustellenlärm wurde zur Musik

 

 

René Jann, Rheintaler 11. Januar 2016

 

Die Korps der Altstätter Kadetten-, Jugend- und Stadtmusik hatten für ihre Winterkonzerte auf die Grossbaustelle eingeladen, um die Rathausüberbauung auch musikalisch aufzuarbeiten.

Altstätten. Im Altstätter Sonnensaal herrschte am Samstagabend Hochbetrieb, als das Publikum in Scharen die Baustelle betrat und da einen Unterhaltungsabend der besonderen Art als Genuss fürs Auge und fürs Ohr erleben durfte. Pfeifend zog das Korps der Kadettenmusik als Pfadfinder zur wohlbekannten Pippi-Langstrumpf-Melodie auf die Bühne, nicht aber um da die Villa Kunterbunt entstehen zu lassen, sondern um die Rathausüberbauung musikalisch Revue passieren zu lassen. Dirigent Bruno Ritter ebnete mit einem vielbeachteten Ständchen dabei den Bauplatz. Mit modernster Musikliteratur hatte er sein Korps zu beachtlichen Leistungen angespornt. Gut im Griff hatte er seine Kadetten etwa im „Bambi II“ mit immer wieder wechselnder Rhythmik. Im „That’s the ways you do it“ setzte er Petra Halter mit einem brillant gespielten Solopart auf dem Fagott in Szene. Anspruchsvoll war zum Abschluss der Einsatz der einzelnen Register im „Wicked Wonderland“. Mit spürbarer Freude spielte das junge Korps den „Rock Tube“ in der mit grossem Applaus verlangten Zugabe.

 

Tradition und Moderne

Den konzertanten Teil eröffnete Dirigent Andi Carniello mit dem Korps der Stadtmusik mit „Morgenstimmung“, geprägt vom klaren Klang der einzelnen Register, der im „Florientiner“ ganz besonders zum Ausdruck kam. Dabei gab das starke Bassregister dem immer wieder gern gehörten Konzertmarsch den eigentlichen Pepp. Das Publikum ging begegeistert applaudierend mit und genoss die Trillerpartien beim Holz und bei den Flöten ganz besonders. Raffiniert eingebaut in den „Mambo“ aus der West Side Storrie wurde die Demo „Nein zum Rathaus“. Rhythmisch perfekt wurde zum Bühnenumbau für einmal Baustellenlärm inszeniert. Mit der Sprengung wurden die Instrumente der inzwischen als Bauarbeiter aufmarschierten Jugendmusik mit Hammer und Säge vertauscht, um im „Tool Percussion“ von Andi Carniello fortan den Arbeitstakt auf der Baustelle vorzugeben. „Aber jetzt wird wieder in die Hände gespuckt“ sangen alsbald die jungen Musikantinnen und Musikanten. Nach dem grossen Gewitter gefielen die drei Tambouren mit „Night Light“, einer Idee von Dirigent Andi Carniello, wobei das Wasser von den Fellen der farbig hinterleuchteten Trommeln zum Tanzen gebracht wurden. Eine gelungene Einlage war der Schneeschaufeltanz. Fetzig kam der Ohrwurm „Don’t worry, be happy“, geprägt vom Saxophoneinsatz zu Gehör. Beim Feierabendbier wurden sogar die leeren Spetzfläschli zu klingenden Instrumenten, wobei es dann hiess: „Ab in den Süden“.

 

Giovanni träumte

Nachdem Dirigent Andi Carniello den Hochsitz des Baustellenleiters bezogen hatte, lief der Baustellenbetrieb auf Hochtouren. Beim „Morgens um sieben“ von James Last klingelte der grosse Wecker von Giovanni alias Martin Steger, der fortan mit Alexandra als Bauplanerin den roten Faden durchs Programm zog. „Just a gigolo“ brachte Power für das „Innuendo“, bei dem mit Hämmern und Nägeln, Sägen und ratternder Kettensäge der Rhythmus vorgegeben wurde. Mit spezieller Unterhaltungsmusik aus dem Repertoire von Helene Fischer wurde das Publikum einmal mehr mitgerissen. Das wohlbekannte „Herzilein“ wurde sogleich mitgesungen, und sprichwörtlich „atemlos“ kam das Korps der Stadtmusik beim „Urnerbodenkaffi“ bei der urschweizer Musik an. Nach eher getragener Musik im „La strada“ wurde aber wieder gewerkelt, bis mit der „Freibierpolka“ auf der Baustelle Feierabend geboten wurde. Zünftig ging es, begleitet vom Applaus des Publikums, noch einmal zurück aufs Baugerüst, auf dem sich zur eindrücklich intonierten Filmmelodie „Impossible“ dunkle Gestalten tummelten. Nach dem Sturz der Bauplanerin vom Gerüst tat sich zum Happy End mit Giovanni doch noch die „Ewigi Liebi“ kund, die auch aufs mitsingende Publikum überschwappte.

 

Vor der Zugabe bedankte sich Präsident Marcel Zünd bei allen Akteuren, Gönnern, Sponsoren und beim Publikum. Ein besonderes Danke schön galt den beiden Dirigenten Andi Carniello und Bruno Ritter, den Röllelibutzen für die Mitwirkung beim Umrüsten der Bühnenlandschaft sowie Andrea Lütolf für die Umsetzung der Idee „Baustelle betreten erwünscht“.

 

 

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