Musik, die Geschichten erzählt

Der Rheintaler, Max Pflüger, 25.06.2019

Am Sonntagabend lud die Stadtmusik zum jährlichen Kirchenkonzert. Im Mittelpunkt stand die Symphonie Nr. 1, «New Day Rising», des amerikanischen Komponisten Steven Reineke.

Programmmusik bestimmte das Kirchenkonzert der Stadtmusik Altstätten. Dabei handelt es sich um Musik, die von einer Geschichte inspiriert ist und diese lautmalerisch wiedergibt. Filmmusik für das Kopfkino. Zuerst mit einer Sage aus der japanischen Mythologie «The Legend of Amaterasu», dann mit Bildern vom grossen Erdbeben von 1906 in San Francisco «New Day Rising».

 

Immense Probenarbeit geleitet

Die Darbietung der beiden sehr anspruchsvollen Werke zeugte von der enormen Probenarbeit der Stadtmusik unter der Leitung von Benjamin Zwick. Die eindrücklichen Bilder von Unruhe, Katastrophe, besinnlichen Stunden, wieder aufkeimenden Hoffnungen und neuen Perspektiven gestalteten die Musikantinnen und Musikanten mit nahezu professioneller Virtuosität.

Stimmung, technische Beherrschung der Instrumente, Dynamik, Rhythmik und Musikalität, da stimmte einfach alles. Die rund 60 Musiker füllten die evangelische Kirche mit gewaltigem Brausen und ganz feinen und gefühlvollen Klangwelten. Und immer wieder begeisterten talentierte Solisten die Zuhörer. Stellvertretend für alle anderen sei hier Maria Lütolf mit ihrem tollen Keyboardsolo im ersten Satz der Reineke-Symphonie erwähnt. Maria Lütolf setzte sich gegen Ende des Stücks an die Orgel, die sie ebenfalls mit viel musikalischem Talent erklingen liess. «The Legend of Amaterasu» von Eric Swinger erzählt die Geschichte der japanischen Göttin von Sonne und Licht «Amaterasu» und ihrem wilden und ungestümen Bruder «Susanoo», dem Sturmgott.

 

Jurierte Komposition präsentiert

Unterstützt von der Göttin der Freude und ihrem Tanz sowie vom Lachen der übrigen Götter gelang es ihr schliesslich, sich durchzusetzen und ihren tobenden Bruder zu vertreiben. Die Sonne scheint wieder jeden Tag. Mit dieser Komposition trat die Stadtmusik Ende Mai am Kantonalmusikfest in Lenggenwil vor die Jury.

 

In vier Sätzen schildert die Symphonie Nr. 1, «New Day Rising», von Steven Reineke die dramatischen Ereignisse von 1906 in San Francisco. In «City of Gold – Stadt in Gold» malt die Musik ein lebendiges Bild der Stadt San Francisco zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Goldrausch, Lebensfreude, pulsierendes Leben und viel Verkehr. «Nocturne – 17. April 1906, Vorabend der Katastrophe», die Ruhe der Nacht legt sich über die Stadt, doch unvermittelt bricht in den frühen Morgenstunden das Unheil ein: Im kraftvollen Percussionsolo bricht die Stadt zusammen. «And the Earth Trembled – und die Erde zitterte». Menschen wimmern, nachgezeichnet durch die feinen Klänge singender Gläser. Rettungskräfte eilen herbei und Militär marschiert ein. Sie retten, was noch zu retten ist, helfen. Und schliesslich «A New Day Rising – ein neuer Tag dämmert». Im majestätischen Finale schöpfen die Menschen Hoffnung und bauen die Stadt wieder auf.

 

In einer verdienten Standing Ovation bedankten sich die Zuhörer für die erlebnisreiche musikalische Stunde. Das hochstehende Konzert liessen die Stadtmusikanten mit dem klingenden Konzertmarsch «Mercury Contest March» von Jan Van der Roost ausklingen.

 

Fotos sind hier zu finden.